"Nur Mut, es gibt genug Hilfen oder Leute, die Euch unterstützen würden, Ihr seid nicht allein."
(Zara, 24)
Hallo Leute, ich find es gut, dass ich endlich ein Forum gefunden habe, wo man sich ein wenig austauschen kann.
Nun wollte ich Euch ein wenig schildern, wie es bei mir abgelaufen ist.
Also ich bin mittlerweile 24 Jahre. Mit 19 bin ich von zu Hause abgehauen. Wir sind Kurden aus der Türkei. Meine Familie ist so streng und uneinsichtig wie keine andere, die ich kenne. Ich habe das alles nicht mehr ausgehalten, dieser ganze Druck, wie sich eine Frau benehmen muss, was sie zu tun hat. Das ganze Leben wird einem vorbestimmt. Ich sollte auch jemanden heiraten, den ich wirklich noch nie gesehen habe. Ich habe dem Kerl erklärt, dass ich nicht will und dass wir uns doch noch nie zuvor gesehen haben, aber er hat darauf bestanden, sich erstmal kennen zulernen etc.. aber bei uns ist das so: wenn man schon miteinander telefoniert oder ein wenig Kontakt hat, ist das wie ein Heiratsgeständnis.
Die letzte Zeit bei meiner Familie war so schlimm für mich. tagtäglich habe ich meinen Selbstmord geplant, wie ich aus dieser Hölle ausbrechen kann. abhauen wollte ich damals nicht, weil ich das meinen Geschwistern nicht antun wollte. ich hab vier Schwestern und einen Bruder.
Schließlich habe ich 2004 meine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten begonnen. Irgendwann haben mich meine Eltern so unter Druck gesetzt und meinten, ich solle heiraten, ich könne ja auch bei meinem zukünftigen Mann weiter arbeiten. meine Mutter hat mir nicht einmal geglaubt, dass ich zur Arbeit gehe. Sie hat immer gedacht, dass ich mich in der Stadt rumtreibe und was weiß ich was mache. Sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht. Ich war das Schwarze Schaf in der Familie. In deren Augen habe ich immer alles falsch gemacht. Ich war eine Schande für meine Mutter, sie wollte mich so schnell wie möglich aus dem Haus haben. Wir haben uns tag für tag bekriegt. Sie hatte nie ein nettes Wort für mich übrig gehabt und hat stets versucht, meine Geschwister und meinen Vater gegen mich aufzuhetzen. Für sie war ich die größte Schlampe, die rumgelaufen ist. Warum auch immer.
Eines Tages wollte ich von der Arbeit nach Hause fahren, ich saß schon im Bus, bis ich auf den Stoppknopf gedrückt habe und ausgestiegen bin, als hätte mich jemand in dem Moment aus dem Bus geschubst. Ich bin zurückgefahren in eine Stadt und bin erstmal bei einem Freund untergekommen für ca. 2 Monate, bis ich dann schließlich meine eigene Wohnung hatte mit zwei Möbeln. Zu der Zeit hatte ich viel Unterstützung von Freundinnen und von meinen damaligen Arbeitgebern, die haben mir meine Familie vom Hals gehalten.
Nun habe ich einen Freund, einen Deutschen, wir haben eine Tochter zusammen, grad mal knapp 3 Wochen alt. Meine Ausbildung habe ich auch beendet. Es gibt zwischendurch immer Höhen und Tiefen, die ich mit mir selbst bewältigen muss, weil mich meine Familie und Eltern so psychisch fertig gemacht haben. Ich habe viel mitgemacht ohne Family. Es gibt immer wieder Tage, wo ich an meine Family denke, sie sehr vermisse, trotz allem und immer Hoffnungen habe, dass sie irgendwann akzeptieren, wie ich jetzt lebe. Aber das wird, denk ich, niemals passieren. Aber letztendlich ist es das wert, denk ich. Ich habe meinen Vater vor kurzem angerufen und von meiner Schwangerschaft erzählt, aber keiner aus meiner Familie will etwas mit mir oder gar meiner Tochter zu tun haben. Sie sagen, ich wäre egoistisch und hätte nur an mich gedacht und ich hätte die Familienehre zerstört.
Es ist nicht immer leicht alleine, aber ich denke, so ist es allemal besser als wenn ich jetzt mit einem Mann zusammen wäre, den ich überhaupt nicht liebe und ein Leben lang bei ihm bleiben müsste. Mädels, wenn Ihr in einer ähnlichen Situation seid, seid stark und hört auf Euer Herz. Ich sag immer, alles was passiert, hat seinen Grund und ist bestimmt. Nur Mut, es gibt genug Hilfen oder Leute, die Euch unterstützen würden, Ihr seid nicht allein.
das war’s erstmal von mir, ich wünsch allen Frauen viel Glück weiterhin ...